Verhaltensintervention

Die Verhaltensinterventionen finden auf zwei Ebenen statt:

  • der Ebene der universellen Förderung der ganzen Klasse und
  • der Ebene der individuellen Förderung eines Kindes.

Universelle Förderung der ganzen Klasse: Das KlasseKinderSpiel (GoodBehaviourGame)

Im ersten Schritt der Intervention wird von der Lehrkraft das „KlasseKinderSpiel“ eingeführt. Diese bewährte Methode des Classroom Managements fördert positives Arbeitsverhalten durch Belohnung. Das Spiel findet in einem festgelegten Zeitrahmen (10 Minuten) mehrmals wöchentlich statt. Es wird zum Bestandteil des regulären Unterrichts.

Zu Beginn werden Klassenregeln festgehalten und bestimmt, welche Verhaltensweisen als Regelverstöße (sogenannte Fouls) gelten. Daraufhin wird die Klasse in Teams aufgeteilt, die gegeneinander antreten. Wenn Kinder gegen die vereinbarten Regeln verstoßen, bekommt das gesamte Team einen Punkt. Ziel des Spieles ist es, so wenig Punkte wie möglich zu erhalten.

Das Team mit der geringsten Punktezahl gewinnt am Ende der Spielzeit eine Gruppenbelohnung, die in den ersten Wochen direkt, später dann zeitlich verzögert erfolgt (z. B. am Ende des Schultages oder am Ende der Woche). Wenn alle Teams ihre Punkte unter einem vorher gesetzten Niveau halten, können alle Gruppen die Belohnung erhalten.

Der Einsatz des KlasseKinderSpiels reduziert nachweislich störendes Verhalten im Unterricht und beeinflusst das Klassenklima positiv. Die Kinder lernen, sich bei der Beachtung von Regeln gegenseitig zu unterstützen, was das Sozial- und Lernklima verbessert und die Lernzeiten im Unterricht erhöht. Motivation und Erfolgserleben bei adäquatem Verhalten werden gesteigert. Lehrkräfte werden durch eine Kurzfortbildung in das KlasseKinderSpiel und mögliche Problemstellungen eingeführt. Hierzu werden sämtliche Materialien zur Verfügung gestellt. Weitere Informationen und hilfreiche Artikel zum KlasseKinderSpiel finden Sie auch auf der Seite der Heilpädagogischen Akademie Köln (die Heilpädagogische Akademie Köln arbeitet eng mit den Universitäten in Nordrhein-Westfalen zusammen, siehe auch “Dozenten der Akademie”).

individuelle Förderung des einzelnen Kindes Kooperative Verhaltensmodifikation

Als dritte Säule zur Förderung der Zielkinder wird eine „Kooperative Verhaltensmodifikation” (KVM) durchgeführt. Ziel ist es, dass Lehrkraft, Schüler/in und das Elternhaus gemeinsam und unter Begleitung eines Coaches der Forschungsgruppe, das Verhalten des Kindes regelmäßig und positiv unterstützen.

Zunächst wird zwischen allen Kooperationspartner/innen gemeinsam erarbeitet, wo die Schwierigkeiten im Verhalten der Kinder liegen.
KVM Kooperative Verhaltensmodifikation - Gesamtbild

Die Abbildung zeigt die sechs Bausteine, die Inhalt der anschließenden KVM sind.

Verhaltensvertrag Verhaltensvertrag

Lehrkraft und Schüler formulieren gemeinsam eine „Zielvereinbarung“, die gewünschtes positives Verhalten definiert und Belohnungen für dieses Verhalten festschreibt.

Verhaltensverlaufsdiagnostik Verhaltensverlaufsdiagnostik

Die Lehrkraft beobachtet während der Schulzeit, ob das zuvor vereinbarte Zielverhalten gezeigt wird. Das Kind beobachtet sein eigenes Verhalten. Dies wird in der Fachliteratur auch “Direct Behavioral Rating (DBR)” genannt.

Direktes Feedback & Feedbackplan Direktes Feedback & Feedbackplan

Die Lehrkraft meldet das beobachtete Verhalten unmittelbar nach der Schulstunde kurz an das Kind zurück. Das Kind schätzt sein eigenes Verhalten ein. Beide Beurteilungen werden in einen Feedbackplan eingetragen.

Verlaufsfeedback & Verhaltensdiagramme Verlaufsfeedback & Verhaltensdiagramm

Verhaltensbeurteilungen der gesamten Woche werden von der Lehrkraft wertschätzend zurückgemeldet und mit dem Kind in ein Verlaufsdiagramm übertragen, auf dem Fortschritte sichtbar werden.

Beziehungsarbeit durch Feedback & Belohnung Beziehungsarbeit durch Feedback & Belohnung

Die Eltern besprechen mit dem Kind am Ende der Woche die positiven Fortschritte aus der Schule und vergeben (wenn eine zuvor festgelegte Grenze erreicht ist) eine Belohnung. Wenn das Elternhaus an einer Kooperation kein Interesse hat, kann dieser Schritt in der Schule durchgeführt werden.

Kooperationsgespräche Kooperationsgespräche

Die Intervention KVM beinhaltet mindestens drei Kooperationsgespräche. Zur Einführung in das Konzept und die damit verbundenen Aufgaben für alle Beteiligten findet das erste Gespräch unter Anleitung eines Mitarbeitenden des Forschungsteams statt. Anschließend erfolgt circa alle vier Wochen ein persönliches Gespräch zwischen Eltern und Lehrkraft. Ziel der Gespräche ist die Besprechung des derzeitigen Standes des Kindes, der gegenseitigen Rückmeldung und Lösung möglicher Problemstellungen. Bei Bedarf können auch Projektmitarbeitende telefonische oder persönliche Coaching-Gespräche durchführen.

Alle wichtigen Informationen zur Durchführung der KVM werden den beteiligten Personen im Zuge der Kooperationsgespräche und im Verlauf des Projektes vermittelt – es findet Lernen im Prozess statt. Zusätzlich werden Online-Videos und Webinare zur Verfügung gestellt, die beispielhaft den Ablauf und die Teilschritte der KVM aufzeigen und vermitteln.

Weitere Informationen und Studien zu den Interventionsverfahren

KlasseKinderSpiel

NN (2006). Wer flüstert, der siegt. Hoffnung für Zappelphilipp: Ein Spiel hilft Grundschulkindern dabei, sich zu konzentrieren. Erschienen in: DIE ZEIT. 02.11.2006.

Grüne Liste der Präventionsmaßnahmen

Kooperative Verhaltensmodifikation

An der Universität Potsdam befindet sich eine Campusschule Kooperative Verhaltensmodifikation in Aufbau.

Hartke, B. & Vrban, R. (2013). 18 Verhaltensverträge schließen. In: Schwierige Schüler - 49 Handlungsmöglichkeiten bei Verhaltensauffälligkeiten. Hamburg: Persen Verlag in der AAP Lehrerfachverlage GmbH. S.44.

Huber, C. & Rietz, C. (2015). Direct Behavior Rating (DBR) als Methode zur Verhaltensverlaufsdiagnostik in der Schule: Ein systematisches Review von Methodenstudien. Erschienen in: Empirische Sonderpädagogik, 2015, Nr. 2, S. 75-98. Zum Artikel