Zusatzinformationen Screening (Lernstand)

Eingesetzte Kurztests zum Lernstand

Das Salzburger Lese-Screening für die Schulstufen 2 – 9 [SLS] (Mayringer & Wimmer, 2014) dient der Identifikation von Leseschwächen, die sich in diesem Altersbereich zunächst häufig durch eine verlangsamte Lesegeschwindigkeit äußern. Die Aufgabe der Kinder war es, innerhalb von drei Minuten Sätze zu lesen und diese bezüglich ihrer Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Beispielsätze aus dem SLS sind:

„Flugzeuge können fliegen.“

„Elefanten sind sehr leichte Tiere.“

„Wenn es regnet, braucht man einen Sonnenhut.“

Die Kinder wurden aufgefordert zu kennzeichnen, ob es sich hierbei um einen inhaltlich korrekten Satz handelt oder nicht. Dabei bekamen sie die Instruktion so schnell wie möglich zu arbeiten, aber möglichst ohne dabei Fehler zu machen. Das SLS erfasst also das Geschwindigkeitsleseverständnis.

Der Heidelberger Rechentest 1 – 4 [HRT] (Haffner, Baro, Parzer & Resch, 2005) dient der Erfassung der mathematischen Grundlagenkenntnisse. Im Rahmen des Screenings wurde eine Auswahl von drei der elf vorhandenen Untertests durchgeführt: Addition, Subtraktion und Multiplikation. Die Kinder hatten pro Untertest zwei Minuten Zeit, um so viele Aufgaben wie möglich zu lösen. Beispielaufgaben aus dem HRT – Untertest Addition sind:

5 + 3 = __

17 + 0 = __

38 + 15 = __

Auch hier wurden die Kinder dazu aufgefordert so schnell und so genau wie möglich zu arbeiten. Die Aufgaben sind pro Untertest nach Schwierigkeit aufsteigend angeordnet. Der HRT erfasst also die Rechengeschwindigkeit.

Zudem haben wir Fragebögen zum Verhalten und Erleben des Kindes in der Schule durchgeführt, um weitere Fragestellungen im Rahmen des Projekts beantworten zu können.

Vertrauensintervall

Das Vertrauensintervall gibt die Genauigkeit der Messung an. Das bedeutet, es wird angegeben inwieweit der gemessene Wert dem “wahren” Wert des Kindes entspricht. Dafür wird die erreichte Punktzahl des Kindes (z.B. 22 Punkte bei der Addition) in einen “T-Wert” umgerechnet. Der T-Wert unterliegt der Annahme, dass das Merkmal (in diesem Fall die Additionsfähigkeit) normalverteilt ist. Das bedeutet, dass sie eine Glockenform mit einem höchsten Punkt (µ = Erwartungswert; T-Wert = 50) hat.

Bei der Verwendung des T-Wertes wird davon ausgegangen, dass 68% der erreichten Ergebnisse sich im Bereich vom Erwartungswert µ plus/minus einer Standardabweichung befinden. Eine Standardabweichung entspricht 10 T-Wertpunkten. 16% der Ergebnisse befinden sich weiter vom Erwartungswert µ weg, als eine Standardabweichung (auch hier plus bzw. minus).

Beispiel

Anhand eines Beispiels erklärt bedeutet das im Bereich Addition (Vertrauensintervall: 8,2 T-Wertpunkte):

  • µ = 50 T-Wertpunkte

  • Standardabweichung = 10 T-Wertpunkte

  • Erreichte Punktzahl des Kindes = 23 Punkte –> umgerechnet in T-Wertpunkten laut der Normtabelle sind dies 51 T-Wertpunkte.

Durch das Vertrauensintervall von 8,2 T-Wertpunkten liegt der “wahre Wert” des Kindes zwischen 51 - 8,2 = 42,8 T-Wertpunkten und 51 + 8,2 = 59,2 T-Wertpunkten.

Da der Bereich zwischen 40 T-Wertpunkten (µ - 1 Standardabweichung) und 60 T-Wertpunkten (µ + 1 Standardabweichung liegt) und der Vertrauensbereich des Kindes vollständig innerhalb dieses Bereiches liegt, zeigt das Kind eine Leistung, die dem Erwartungswert (“Durchschnitt”) entspricht.

Ablauf der Erhebung

Die Durchführung der Verfahren erfolgte als standardisierte Gruppenerhebung im Klassenverband, während mindestens eine Lehrkraft anwesend war. Der Ablauf der einzelnen Verfahren und Untertests wurde den Kindern durch geschulte Testleitungen vorab detailliert erklärt und anhand von Beispielaufgaben eingeübt. Vor der Durchführung versicherte sich die Testleiterin oder der Testleiter bei den Kindern, ob alles verstanden wurde und die Kinder hatten jederzeit die Möglichkeit Fragen zu stellen. Eine zweite Testleitung ging durch die Klasse, um sicherzustellen, dass alle Kinder die richtigen Aufgaben bearbeiteten und nach Ablauf der Zeit aufhörten. Trotz dieser standardisierten Vorgangsweise ist nicht auszuschließen, dass einzelne Kinder die Aufgaben nicht vollständig verstanden und/oder bearbeitet haben. Bei der Dateneingabe wurden diejenigen Fälle ausgeschlossen bei denen sich ein ungültiges Antwortverhalten zeigte.

Rückmeldung Eltern- und Lehrkraftfragebögen

Nach der Erhebung im Klassenverband wurden ausgewählten Eltern und Lehrkräften Fragebögen für einzelne Kinder zugeschickt. Diese Auswahl der Einzelfälle wurde nach den zugrundeliegenden Kriterien für das Projekt und die damit verbundenen Voraussetzungen der wissenschaftlichen Überprüfung vorgenommen. Dies entspricht jedoch nicht einer differenzierten Diagnostik einer Lese- oder Rechenstörung. Die eingesetzten Kurzverfahren und Normwerte sind dazu nicht geeignet, sondern entsprechen lediglich den besonderen Auswahlkriterien für die Förderung im Zuge des Projektes. Aktuell werden die Daten der Eltern- und Lehrkraftfragebögen ausgewertet, mit dem Ziel zum Jahresende Einladungen für die Förderungen zu verschicken und erneut das elterliche Einverständnis einzuholen. Für die Kinder, für die die Förderung nach unseren Kriterien nicht in Betracht gezogen wird, geht die Teilnahme am KOMPASS-Projekt damit Ende.